Mit 54 arbeitsunfähig: "Mama soll doch weiter leben dürfen"

Vergangene Woche erreichte uns eine E-Mail von Gundula Saar (54) aus Leipzig. Sie schreibt, dass sie aufgrund von Borreliose seit vier Jahren arbeitsunfähig sei. Die Krankheit hätten sie und ihre Tochter an die Armutsgrenze gebracht. "Ich weiß einfach nicht weiter", erklärt sie. Deshalb erzählt ihre Tochter auf der Spendenplattform "gofundme" die Geschichte ihrer Mutter und bittet um Hilfe.

Sie schreibt:

Mama soll doch weiter leben dürfen

"Hallo an euch alle,

ich bin Elisabeth und ich möchte heute stellvertretend für meine liebe Mama und richtig verzweifelt hier schreiben, da es ihr sehr schlecht geht und sie nicht mehr in der Lage dazu ist. Mama ist Eine von zahllosen Betroffenen, die unerklärlich krank sind. Es gibt Krankheiten, die kann man nicht so einfach sehen oder messen, die toben in einem geschwächten Körper und man erfährt keine Besserung. Auch für all diese Namenslosen, die es zu Tausenden in jeder Stadt gibt, schreibe ich hier. Es sind ausgelöschte Lebensläufe. Gottes vergessene Kinder. Und ein Name davon steht für meine liebe Mama, Gundula

Meine Mama ist mit 54 Jahren sehr schwer chronisch krank. Sie hat Grad der Behinderung 80 B, Pflegegrad 3, kann nicht mehr arbeiten gehen und bekommt eine kleine Erwerbsminderungsrente, die für uns niemals ausreicht. Sie ist täglich auf die Hilfe Anderer angewiesen, selbst für kleinste Alltagsaufgaben wie Abwaschen, Blumen gießen, Tee kochen oder Einkaufen. Seit nun mehr als 5 Jahren, also seit dem ich 17 Jahre alt bin, kümmere ich mich um Mama, doch auch ich schaffe es oft nicht allein. Familie und Freunde haben sich leider so enttäuschend von uns abgewandt, da sie mit der schwierigen Situation nicht klargekommen sind. Wir sind müde von Menschen, die keine mehr sind. Mein Papa und Mann von Mama ist vor vielen Jahren an einem Hirntumor verstorben, seither sind wir ganz alleine und haben nur noch uns. Sie ist meine Familie. Es tut unglaublich weh, meine Mama so leiden zu sehen. Gemeinsame Unternehmungen, Urlaube, Spaziergänge sind nicht mehr möglich.

Bis zu ihrem 50. Lebensjahr war sie niemals krank, sportlich aktiv und hatte bis zu drei Jobs gleichzeitig, eine echte Powerfrau. Uns ging es bis dahin gut. Mama hat auf vieles verzichtet, um mir eine gute Bildung zu ermöglichen. Sie war immer eine lebenslustige, offene, warmherzige Person. Kein Weg war ihr zu weit. Davon ist nichts mehr übrig, schon der Weg vom Bett ins Bad ist kaum schaffbar. Sie ist eine gebrochene Person durch die starken Schmerzen bis hin zur Bettlägerigkeit durch diese Erkrankungen.

Seit 2019 kann sie durch ihren schlimmen Gesundheitszustand nicht mehr arbeiten. Alles fing 2019 mit 4 Hepatitis Impfungen sowie einem Zeckenbiss an, der 2 Jahre lang unerkannt blieb, obwohl sie eindeutige Symptome hatte, 12 Kg an Gewicht verloren und ihr Zustand sich zusehends verschlechterte. Wir haben unzählige Ärzte aufgesucht, sind dafür sehr weit gefahren, wurden immer und immer wieder gedemütigt, enttäuscht, missverstanden und abgewiesen.

Mama hat nicht nur eine Erkrankung, wie die schlimme ME/CFS, die sie jeden Tag ans Bett fesselt, sondern zusätzlich noch die chronische Borreliose, Zustandsverschlimmerung nach Covid und ganz viele Viruserkrankungen. Ihr kleiner Körper schafft es nicht mehr, sie ist müde von allem. Ihre Diagnosen sind Trigeminusneuralgie nach ständiger Gürtelrose mit schwersten Nervenschmerzen jeden Tag bis hin zur rechtsseitigen Gesichtslähmung, chron. Fatige Syndrom (ME/CFS), Neuroborreliose (welche leider erst 2 Jahre später diagnostiziert wurde) sowie ganz viele chronische Virus Infektionen, wie EBV, Herpes Zoster, VZV, CMV. Desweiteren starke Darmerkrankung, Autoimmunerkrankung, Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

Sie verträgt mittlerweile nur noch 5 Lebensmittel, reagiert auf sämtliche Duft- und Zusatzstoffe stark allergisch. Das ist so kein Leben mehr. Sie steckt im Körper einer 88 Jährigen, so fühlt sich das an. Es ist echt bitter und ein täglicher Kampf gegen die Schmerzen und den körperlichen Verfall. Mittlerweile wiegt sie nur noch 44 kg bei 172 cm. Ihr Leid mit ansehen zu müssen, ist das Allerschlimmste für mich. Ich vermisse meine Mama, mit der ich immer Spaß haben konnte, die immer für mich da war.

Leider kann man die chronische Form der Borreliose kaum behandeln. Hinzu kam ME/CFS, was bei ihr sehr ausgeprägt ist. Sie hat sehr hohe nachgewiesene Autoantikörper im Blut. Sie ist auch tagsüber ans Bett gefesselt, keine Belastbarkeit, starke Erschöpfung, Muskelschwäche. Die Trigeminusneuralgie ausgelöst durch die chron. persistierenden Viruserkrankungen hat die höchste Selbstmordrate einer Krankheit, weil es unerträgliche Nervenschmerzen sind, 24/7. Die Symptome der ME/CFS nach Long Covid sind die gleichen wie bei Long Borreliose. Den meisten Ärzten sind diese Krankheitsbilder leider immer noch unbekannt und es gibt kaum Behandlungsmöglichkeiten, außer die Immunadsorptionen bzw. die Inuspheresen.

Durch die schlimme Krankheit ist Mama an der Armutsgrenze angekommen. Alle Ersparnisse sind für Diagnostik, Infusionen, Sauerstofftherapien und alternative Behandlungen drauf gegangen. Nichts hat ihr geholfen und es ist nichts mehr übrig. Sie kann niemals mehr in einen kleinen Kurzurlaub fahren, sich eine neue Waschmaschine kaufen, mal zum Friseur oder in den Zoo gehen, nichts mehr. Aber das ist auch nicht wichtig, wenn die Gesundheit nicht mit macht. Das ist so bitter. "Wenn der Schlüssel nicht mehr schließt" und "das Leben ist nicht fair" singt Herbert Grönemeyer, wie wahr.

Doch auch wir geben die Hoffnung nicht auf. Mama benötigt dringend diese Blutwäschen bei ihrem Krankheitsbild und bei ihrer genetisch bedingten Entgiftungsstörung. Bei dieser Behandlung werden krankmachende Substanzen aus dem Blut herausgefiltert. Die Kosten für eine Blutwäsche liegt bei ca. 3100 EUR, das ist leider unerreichbar. Die Krankenkassen lehnen die Übernahme der Kosten ab. Eine schöne einfühlsame, aber auch sehr traurige Reportage über ME/CFS und die erfolgreiche Behandlung mit Immunadsorptionen hat Dr. Eckhard von Hirschhausen gemacht:

https://www.ardmediathek.de/video/hirschhausens-check-up/hirschhausen-und-long-covid-die-pandemie-der-unbehandelten/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLmRlL2hpcnNjaGhhdXNlbnMtY2hlY2stdXAvNjM0OWExZDYtODFjYi00N2U3LTg2MzYtZDYwZmMyOTU5Njk1

Das größte Verbrechen an der Menschheit ist es, einfach wegzuschauen. Leider gehört Gleichgültigkeit und Ignoranz, selbst im engsten Kreise mittlerweile dazu.

Bitte, können Sie uns bei dem aller größten Wunsch auf Besserung des Gesundheitszustandes meiner Mama helfen und vielleicht etwas Unterstützung gewähren? Dies ist unsere letzte große Hoffnung. Ich möchte nicht auch noch Mama verlieren und als junge Vollwaise weiterleben.

Wir sind voller Dankbarkeit und verneigen uns zutiefst."

Elisabeth

Wenn Sie die Mutter und Ihre Tochter unterstützen möchten, finden Sie hier die gofundme-Seite.

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