FSME – die nach Borreliose zweithäufigste von Zecken übertragene Erkrankung

Mit einem Stich können Zecken verschiedenste Krankheiten übertragen, nach der Borreliose ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) die verbreitetste. FSME ist eine Virus-Erkrankung. Der FSME-Virus gehört zur Gruppe der Flaviviren und ist verwandt mit Viren, die das Dengue- und Gelbfieber verursachen. Seit 2001 ist eine Erkrankung mit FSME meldepflichtig.

Wo kommt FSME vor?

Frühsommer-Meningoenzephalitis kommt in verschiedensten Ländern Europas, Russland und Asien vor. Gebiete, in denen ein deutlich erhöhtes Infektionsrisiko besteht, werden zu FSME-Risikogebieten erklärt. Laut Robert-Koch Institut, wird ein Kreis „[…]als FSME-Risikogebiet definiert, wenn die Anzahl der übermittelten FSME-Erkrankungen in mindestens einem der 14 Fünfjahreszeiträume im Zeitraum 2002–2019 im Kreis ODER in der Kreisregion (bestehend aus dem betreffenden Kreis plus allen angrenzenden Kreisen) signifikant (p < 0,05) höher liegt als die bei einer Inzidenz von 1 Erkrankung pro 100.000 Einwohner erwartete Fallzahl.“*

In Deutschland sind vor allem Bayern, Baden-Württemberg und Thüringen betroffen. Neue Risikogebiete können jederzeit hinzukommen. Erst in diesem Jahr wurden Dresden und der Landkreis Meißen als Risikogebiete ausgewiesen.

Wie wird FSME übertragen?

In der Regel wird das Virus von Nagetieren auf Zecken übertragen. Stechen die Zecken wiederum einen Menschen, kann der Erreger mit dem Speichel der Zecke in den Blutkreislauf gelangen. Dies geschieht innerhalb der ersten Stunden nach dem Stich. Nicht jede infizierte Zecke überträgt das Virus. In Risikogebieten tragen 0,1 bis 5 Prozent der Zecken das FSME-Virus. Die Ansteckungsgefahr liegt bei etwa 1:100 und damit unter dem Ansteckungsrisiko der Borreliose. Borrelien kommen in 10 bis 35 Prozent der Zecken vor.

Selten, aber möglich, ist eine FSME-Ansteckung durch den Verzehr verunreinigter Rohmilch von Ziegen und Schafen. Ein mit FSME-infizierter Menschen ist selbst nicht ansteckend.

Unterschätzt werden sollte die von FSME ausgehende Gefahr nicht. Zum einen vermehren sich Zecken aufgrund milder Winter mehr denn je und sind länger aktiv, zum anderen kann eine FSME-Erkrankung mit einem schweren Verlauf einhergehen.

Die FSME-Risikogruppe

Wer in einem der Risikogebiete sehr viel Zeit in der Natur verbringt, ist einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt. In aller Regeln sind das also Bewohner, Urlauber, Waldarbeiter, Förster und Jäger.

Männer erkranken doppelt so häufig wie Frauen und haben oft schwerere Verläufe. Kinder zeigen meist milde Symptome. Je älter die betroffene Person ist, desto schwerer kann eine Erkrankung mit FSME verlaufen.

Welche Symptome treten bei einer FSME-Erkrankung auf?

Laut Robert-Koch-Institut verlaufen 70 bis 95 Prozent der FSME-Erkrankungen beschwerdefrei oder führen zu leichten Symptomen. Diese treten in der Regel zwischen 7 und 14 Tage nach dem Zeckenstich auf. Auch schwere Verläufe sind möglich.

Wie verläuft die FSME-Erkrankung?

Die Erkrankung verläuft in der Regel in zwei Phasen:

1. Phase
Die meisten Erkrankten zeigen nach einer Infektion grippeähnliche Symptome, die sich in Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber äußern. Man fühlt sich schlapp und krank. Aufgrund der Ähnlichkeit zur Sommergrippe bleibt die FSME-Erkrankung in diesem Stadium häufig unerkannt.

2. Phase
Schwere Krankheitsverläufe stellen sich meist nach einer Woche ein. In der zweiten Phase der Erkrankung kann es zu einer Entzündung von Hirnhaut und Gehirn (Meningoenzephalitis) kommen. Die Betroffenen leiden an starken Kopfschmerzen, Fieber und Erbrechen. Es kann zu einem steifen Nacken, Zittern, Gleichgewichtsstörungen, Schluck- und Sprechstörungen, Krampfanfällen, Lähmungen und Ausfällen des Nervensystems kommen. Auch Bewusstseinsstörungen und psychische Veränderungen sind möglich.

In etwa einem Prozent der Fälle führen die Symptome zum Tod.

Wie wird FSME diagnostiziert?

Festgestellt wird FSME durch ein Gespräch beim Arzt und eine körperliche Untersuchung. Bei stärkeren Symptomen werden erhöhte Entzündungswerte und FSME-spezifische Antikörper im Blut nachgewiesen. Bei schwereren Fällen können eine Untersuchung des Nervenwassers im Rückenmarkskanal und eine Kernspintomografie nötig sein, um Entzündungen und Veränderungen im Gehirn zu bestätigen.

Ist FSME heilbar?

Ein Medikament gegen FSME oder eine spezielle Behandlung gibt es nicht. Da es sich um ein Virus handelt, helfen auch Antibiotika nicht. Stattdessen werden die Symptome mit fiebersenkenden und schmerzstillenden Mitteln behandelt.

Leichte Symptome können mit ausreichender Bettruhe auskuriert werden. Bei schweren Symptomen ist eine Behandlung im Krankhaus nötig.

In den meisten Fällen wird die Frühsommer-Meningoenzephalitis geheilt. Betroffene können monatelang an Folgeschäden leiden. Dazu gehören geringe Belastbarkeit, Gefühlsschwankungen, Kopfschmerzen oder Lähmungen. Auch bleibende neuropsychologische Schäden sind denkbar.

Wer einmal an FSME erkrankt war, ist in der Regel immun. Um schwere Verläufe zu verhindern, sollte man sich dennoch vor der Krankheit schützen. Im Gegensatz zur Borreliose, gibt es gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis eine Impfung.

Wie kann man sich vor FSME schützen?

Die Impfung bietet den besten Schutz vor einer FSME-Erkrankung. Zum Aufbau des Schutzes sind drei Impfungen nötig. Die zweite Impfung erfolgt ein bis drei Monate nach der ersten Spritze, die dritte Impfung im Verlauf eines Jahres.

Neben Waldarbeitern, Bewohnern und Urlaubern in Risikogebieten wird vor allem Personen ab 50 Jahren eine Impfung empfohlen, da der Krankheitsverlauf mit steigendem Alter schwerer sein kann. Kinder können ab dem ersten Lebensjahr geimpft werden. Nach rund drei Jahren sollte eine Auffrischung der Impfung erfolgen.

Zusätzlich kann man sich mit heller, geschlossener Kleidung vor Zecken schützen. Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der Körper regelmäßig aufmerksam abgesucht und Zecken schnellstmöglich fachgerecht entfernt werden.

Weitere Informationen zu FSME und Risikogebieten erhalten Sie beim örtlichen Gesundheitsamt und beim Robert-Koch-Institut: www.rki.de/fsme

 

* https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/F/FSME/Karte_FSME.pdf?__blob=publicationFile