Andrea (56) erkrankte vermutlich bereits als Kind an Borreliose

Andrea (56) hatte als Kind mehrmals eine Zecke. An Borreliose dachte damals niemand. Mit 13 begannen die Schmerzen. Bis heute leidet sie darunter. Uns hat sie im Interview ihre Erfahrung geschildert.

1. Wie fing bei Ihnen alles an, also wann haben Sie erste Symptome gespürt?

Ich war als Kind mit meinen Eltern in Österreich wandern und hatte da zum ersten Mal nach einer Wanderung dicke und geschwollene Kniegelenke. Heute weiß ich, dass es wohl der Anfang der Borreliose war.

2. Wie hat sich die Erkrankung geäußert/welche Einschränkungen hatten Sie im Alltag?

Seitdem, mit 13 Jahren, habe ich ständig Schmerzen in den Kniegelenken, die sich im Laufe der Jahre auf den ganzen Körper ausgebreitet haben. Es folgten mehrere erfolglose Knie-Ops und eine  ständige Einschränkung der Beweglichkeit.

3. Hatten Sie den Zeckenstich bemerkt oder kannten Sie die Ursache für die Symptome nicht?

Ich hatte als Kind öfter Zecken, aber zu der damaligen Zeit war Borreliose überhaupt kein Thema.

4. Wann haben Sie erstmals einen Arzt aufgesucht und wie lautete die Diagnose?

Mit 13 Jahren ging ich zum ersten Mal zum Orthopäden. Im Laufe der Jahre habe ich viele Orthopäden aufgesucht, die viele verschiedene Methoden getestet haben. Alle zeigten keinerlei Besserung.

5. Haben Sie danach noch weitere Ärzte aufgesucht? 

Später kamen Depressionen dazu und so bin ich bei einem Neurologen gelandet. Dann ging ich in die Rheumaklinik bei uns. Dort wurde Fibromyalgie diagnostiziert und ich wurde an die Schmerzambulanz überwiesen. Ich habe auch einiges selbst ausprobiert: Osteopathie, Amalgan-Sanierung, Hypnose, Homöopathie wie Karde, verschiede Verhaltenstherapien, Psychater…

6. Welche Tests wurden bei Ihnen durchgeführt?

Es wurden verschiedene MRTs gemacht, Nerven getestet und eine Blutuntersuchung ergab Borrelien. Laut meinem Hausarzt, habe ich eine ausgeheilte Borreliose. Später, als eine neue Ärztin in der Schmerzambulanz die Leitung übernommen hat, wurde mir von ihr gesagt: “Eine Borreliose kann nicht ausheilen, wenn Sie nie Antibiotika genommen haben.” Bei einer Untersuchung beim HNO-Arzt wurde dann festgestellt, dass ich keine tiefen Töne höre. Dadurch wurde seiner Meinung nach die Diagnose Borreliose bestätigt.

7. Haben Sie einen Borreliose-Test beim Deutschen Chroniker Labor (DCL) durchführen lassen? 

Nein, bisher noch nicht, aber ich habe mich schon beraten lassen, welche Tests auf evtuelle Co-Infektionen Sinn machen würden. Da ich alleinerziehend bin und nur noch Teilzeit arbeiten kann, bin ich leider finanziell etwas eingeschränkt. Ich weiß auch noch nicht, wie viel mir diese Untersuchungen dann bringen. Angenommen, ich weiß, dass ich Borreliose und noch irgendeine Co-Infektion habe, dann muss ich jemanden finden, der es behandelt und den ich noch dazu von der Krankenkasse bezahlt bekomme. Bei uns gibt es sogar einen Spezialisten, der aber nur privat behandelt.

8. Wann hatten Sie endlich Gewissheit, dass es sich bei Ihnen um Borreliose handelt?

Eigentlich bin ich mir aufgrund der unterschiedlichen Ärztemeinungen immer noch nicht 100% sicher, dass es alleine daran liegt.

9. Sind Ihnen Co-Infektionen bekannt, die zusammen mit der Borreliose auftraten (z.B. Rickettsiose, Babesiose, Epstein-Barr-Virus)?

Bisher habe ich über den Hausarzt nur Toxoplasmose testen lassen. Das Ergebnis war negativ. Andere Infektionen können nicht über den Hausarzt getesten werden. Das müsste ich privat veranlassen und bezahlen.

10. Wie wurde Ihre Borreliose behandelt?

Ich habe in der Schmerzambulanz 3 Wochen Infusionen mit Antibiotika bekommen und dann noch 3 Wochen Tabletten. Das neueste Blutergebnis zeigt aber, dass immer noch Borrelien da sind.

11. Trat eine Besserung auf, wenn ja, ab wann?

Nach der Antibiose war eine leichte Verbesserung da, die aber nicht lange anhielt. Meine Schmerzärztin schickt mich jetzt für 10 Tage ambulant nach Vogelsang-Gommern zur Hyperthermie und Schmerzbehandlung.

12. Wie geht es Ihnen heute?

Ich bin jetzt 56 und kann nur halbtags arbeiten und schaffe alles andere nur noch mit Mühe. Ich habe durch Tabletten mindestens 25 kg zugenommen und jetzt bis auf Palexia alles ausgeschlichen, da es mir mit dem vielen Gewicht auch nur schlechter ging. Momentan beziehe ich bis Januar 2023 vorerst 50% Erwerbsminderungsrente, was mich natürlich finanziell etwas entlastet.

13. Was raten Sie Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie Sie vor 13 Jahren?

Auf jeden Fall nicht aufgeben und nicht hinnehmen, dass die meisten Ärzte alles auf die Psyche und Depressionen schieben. Wenn man nicht gerade privat versichert ist oder viel Geld hat, muss man sehr viel Glück haben, wenn man einen Arzt findet, der es ernst nimmt und Ahnung hat. Ich glaube das ist wie ein 6er im Lotto.