Lena H. fühlte sich von den meisten Ärzten nicht ernst genommen

Lena H. spürte 2015 erste Symptome. Es folgten zahlreiche Untersuchungen, doch von den meisten Ärzten fühlte sie sich nicht ernst genommen. Erst nach rund fünf Jahren Leidensweg suchte sie einen Borreliosespezialisten auf.

1. Wie fing bei Ihnen alles an, also wann haben Sie erste Symptome gespürt?

Ich habe die ersten Symptome 2015 gespürt. Mir fiel auf, dass ich immer weniger Kraft in der Muskulatur hatte, zum Beispiel beim Treppensteigen. Außerdem hatte ich häufige heftige Kopfschmerzen, die damals als Migräne bezeichnet wurden.

2. Wie hat sich die Erkrankung geäußert/welche Einschränkungen hatten Sie im Alltag?

Plötzlicher Beginn Ende 2015: Schwankschwindel, starke Erschöpfung und Gliederschmerzen wie bei einer Grippe, Muskelschwäche (ich konnte nur schwer die Treppe hoch gehen, keinen Sport mehr machen, Kopfschmerzen, Taubheitsgefühl linke Hand und linker Fuß, Gleichgewichtsstörungen, nicht ruhig gerade stehen können, Schlafstörungen, diffuse Atemnot.

3. Hatten Sie den Zeckenstich bemerkt oder kannten Sie die Ursache für die Symptome nicht?

Ich hatte 2014 eine kleine unauffällige Zecke, ohne Erythema migrans, ohne Beschwerden, Rötung etc. deshalb lies ich es damals so stehen und hatte es wieder vergessen. Erst ein Jahr später zeigten sich erste Beschwerden. Ich habe daher die Ursache für die Beschwerden nicht erkannt.

4. Wann haben Sie erstmals einen Arzt aufgesucht und wie lautete die Diagnose?

Sofort nach Beginn der Symptome Ende 2015. Er stellte keine Diagnose und fragte mich, ob es ein Burnout sei, ob ich viel Stress in der Arbeit hätte. Ich fühlte mich null ernstgenommen.

5. Haben Sie danach noch weitere Ärzte aufgesucht? 

Unzählige, Allgemeinärzte, Neurologen, Rheumatologen, Endokrinologen, Psychiater, Umweltmediziner, Uniklinik (Neurologie und Infektiologie)…

6. Welche Tests wurden bei Ihnen durchgeführt?

In Bezug auf Borreliose wurden igg, iga und igm gemessen. Igm war damals grenzwertig positiv, aber die Ärzte nahmen das nicht ernst und wollten keine weiteren Untersuchungen in Bezug auf Borreliose veranlassen.

Es wurde später sogar eine Liquorpunktion durchgeführt wegen Verdacht auf MS. Ich bat vor der Punktion die Ärztin, Borreliose unbedingt mit zu untersuchen. Nach der Punktion habe ich erfahren, dass Borrelien im Liquor nicht untersucht wurden, ich würde mir das einbilden, ich hätte keine Borreliose und chronische Borreliose gäbe es eh nicht. Ich war fassungslos.

7. Wann hatten Sie endlich Gewissheit, dass es sich bei Ihnen um Borreliose handelt?

Im August 2020, nachdem ich zu einem Borreliosespezialisten nach Würzburg gegangen bin und dort 1300 € für Beratung und Labor investiert hatte, kam die Diagnose Neuroborreliose.

8. Sind Ihnen Co-Infektionen bekannt, die zusammen mit der Borreliose auftraten (z.B. Rickettsiose, Babesiose, Epstein-Barr-Virus)?

Ja ich habe Epstein Bar, der immer mal wieder aktiv ist. Außerdem hatte ich Yersininen und Chlamydia Pneumoniae.

9. Wie wurde Ihre Borreliose behandelt?

Mit Antibiotika Kombinationen und mit Antiparasitenmitteln/ Antimalariamitteln sowie mit Fluconazol.

10. Trat eine Besserung auf, wenn ja, ab wann?

Eine Besserung trat bereits nach 2 Monaten ein.

11. Wie geht es Ihnen heute?

Mir geht es leider nicht gut. Ich leide an postviralen Erschöpfungssyndrom ME /CFS und bin mittlerweile arbeitsunfähig.

12. Was raten Sie Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie Sie vor 6 Jahren?

  • jede Zecke in ein Labor einschicken und die Zecke untersuchen lassen
  • sofort, wenn Symptome auftreten oder der Verdacht auf Borreliose, zu einem Spezialisten gehen, denn nur diese Ärzte nehmen Borreliose ernst, auch wenn es leider fast nur Privatärzte sind
  • falls nicht sofort Kontakt zu einem Spezialisten aufgenommen werden kann, selbst Labor veranlassen, Spezial-Labore wie das Chroniker Labor beraten hierzu ihre Patienten sehr gut
  • nicht verunsichern lassen von Ärzten, die Borreliose nicht ernst nehmen
  • sich nicht als psychisch krank abstempeln lassen, wenn vorerst keine eindeutige Diagnose gestellt werden kann