Auf einer Wanderung durch Kanada und die USA begannen die Schwierigkeiten

Lena befand sich 2019 auf einer sehr langen Wanderung durch Kanada und die USA. Unterwegs begannen ihre Beschwerden. Sie fühlte sich müde und krank. Erst in Deutschland stellte man eine Borreliose fest. Diese hatte inzwischen auch eine Entzündung des Rückenmark ausgelöst. 

1. Wie fing bei Ihnen alles an, also wann haben Sie erste Symptome gespürt?

Wann ich erste Symptome gespürt habe kann ich ziemlich genau sagen (20.07.19). Wie es dazu gekommen ist leider weniger. Ich befand mich auf einer sehr langen Wanderung, in der ich schon 3.000 Kilometer zurück gelegt hatte und täglich ein relativ genaues Protokoll über mein Befinden und Körpergefühl geführt habe. Ich bin auch aufgrund der Extremsituation (Wildnis Kanada/USA - Rückkehr in die Zivilisation/ eine Ortschaft erfolgt nur über mehrere Tage Planung) nach kurzer Zeit in eine Ortschaft mit einem Krankenhaus gelaufen.

Die Zecke, oder vielmehr das Insekt, habe ich leider nicht ausfindig machen können. Vermutlich habe ich mir das Ding unbemerkt abgekratzt - wo auch immer es hing. Auch eine Wanderröte hatte ich nirgendswo (wobei man bedenken muss, dass ich bestimmte Stellen an meinem Körper nicht selbst darauf überprüfen konnte, da ich alleine war und mir nicht selbst auf dem Kopf oder am Rücken alles genau ansehen kann). Ich bin unvoreingenommen zum Krankenhaus gegangen, habe aber schon darüber nachgedacht, dass es auch Borreliose sein könnte, da meine Schwester darunter sehr lange litt. Zu diesem Zeitpunkt war ich 26 Jahre alt.

2. Wie hat sich die Erkrankung geäußert/welche Einschränkungen hatten Sie im Alltag?

Es fing damit an, dass ich unfassbar müde war und mich einfach krank gefühlt habe. Als würde man etwas „ausbrüten“ (das dachte ich zuerst auch). Ich habe trotzdem im Krankenhaus angemerkt, dass bitte unbedingt nach von Insekten übertragene Krankheiten geguckt werden sollte. Es wurde Blut abgenommen und nichts auffälliges entdeckt. Ich habe auch nach Nachfrage vom Krankenhaus kein Rezept oder ein Medikament zur „Sicherheit“ bekommen. 

Ich bin erstmal weiter gegangen, habe nach 2 Wochen aber erneut ein anderes Krankenhaus aufgesucht, welches mich von Kopf bis Fuß untersucht hat. Auch hier wurde nichts gefunden - möglicherweise sei ich Gluten intolerant. Auch hier habe ich auf meine besondere Situation hingewiesen und es wurde mir gesagt, dass es Lyme Borreliose in diesen Breitengraden nicht gäbe. Die Tatsache, dass ich ja schon 3000 km durch den Kontinent gelaufen bin, hat man mir glaube ich nicht abgekauft.

Zum Glück habe ich einen befreundeten Arzt in Deutschland, der mir prophylaktisch ein geeignetes Antibiotika zugeschickt hat. Das dauerte aber auch ein paar Tage. Die glutenfreie Ernährung habe ich dennoch beherzigt und ich habe meine Wanderung dann letztendlich auch geschafft - mit letzter Kraft.

3. Hatten Sie den Zeckenstich bemerkt oder kannten Sie die Ursache für die Symptome nicht?

Ich habe einige Zecken von mir runter gepflückt - alle krabbelten noch und waren nicht festgesaugt. Trotzdem ist es sehr gut möglich, dass ich eine übersehen habe.

4. Wann haben Sie erstmals einen Arzt aufgesucht und wie lautete die Diagnose?

Als ich wieder in Deutschland war, bin ich zu besagtem befreundeten Arzt gegangen, der nach Blutuntersuchungen erhöhte Borrelien-Werte erkannt hat und mir nochmal die Antibiotika-Therapie verabreicht hat. Sie hat nichts genützt. Das ganze ging 3 mal so. Irgendwann habe ich eine Entzündung im Rückenmark bekommen und es ging mir wöchentlich schlechter. Acht Stunden auf der Arbeit durchhalten war kaum möglich - geschweige denn sich zu konzentrieren. Er und ich wussten nicht mehr weiter, weshalb ich mich auf eigene Faust an eine Spezialistin für diese Krankheit gewandt habe.

5. Haben Sie danach noch weitere Ärzte aufgesucht? 

Bei dieser Ärztin habe ich mich dann zum ersten Mal verstanden gefühlt. Sie hatte auch ganz andere Untersuchungsansätze, weshalb sie auf völlig andere Sachen geachtet hat. Außerdem hat sie mir alles haargenau erklärt. Ich durfte sogar mit ihr zusammen durch das Mikroskop mein Blut anschauen und habe alles ganz genau gezeigt bekommen. Im Grunde weiß ich jetzt mehr über die Krankheit als mein befreundeter Hausarzt.

6. Welche Tests wurden bei Ihnen durchgeführt?

Wir haben eine Dunkelfeldmikroskopie gemacht und zusätzlich wurden mehrere Urin, Stuhl- und Blutproben genommen, die auf unterschiedliche Dinge getestet wurden. Es gab zusätzlich einen großen Ernährungscheck und einen Plan mit Dingen, die ich essenstechnisch meiden/selten essen sollte. Den beherzige ich streng. 

7. Wann hatten Sie endlich Gewissheit, dass es sich bei Ihnen um Borreliose handelt?

Nach dem ersten Besuch bei besagter Ärztin war die Sache schon sehr eindeutig. Genaue Informationen bekam ich ein paar Tage später telefonisch von ihr. Sie erklärte mir das genaue Stadium der Krankheit, welche Erreger alle im Spiel sind und was nun meine Optionen sind.

8. Sind Ihnen Co-Infektionen bekannt, die zusammen mit der Borreliose auftraten (z.B. Rickettsiose, Babesiose, Epstein-Barr-Virus)?

Ja, darüber wurde ich aufgeklärt - es gab auch einige andere Erreger, die dazu beigetragen haben, dass es so schlimm wurde mit der Krankheit. Zusätzlich habe ich noch Endometriose - einen offiziellen Zusammenhang dazwischen gibt es bisher nicht.

10. Wie wurde Ihre Borreliose behandelt?

Ich bekomme seit einigen Monaten Antibiotika, Entgiftungskapseln und duzende Aufbaukuren für. Den Darm, Magen, Vitaminhaushalt etc.

11. Trat eine Besserung auf, wenn ja, ab wann?

Die Entzündung im Rückenmark ist abgeklungen. Seit ein paar Wochen bin ich etwas weniger müde. Der Rest ist bisher nicht besser geworden. Meine Gelenke tun bei jedem Schritt höllisch weh und allgemein fühle ich mich schwach und kraftlos. Früher war ich ein Muskelpaket - jetzt schmerzen mir schon die Arme, wenn ich einen Korb voller Wäsche durchs Haus trage.

12. Wie geht es Ihnen heute?

Mittlerweile ein bisschen besser. Die Behandlung zieht sich dennoch ziemlich lange hin. Bis es vollständig auskuriert ist werden noch ein paar Monate vergehen. Aber ich denke positiv und hoffe einfach mal auf das beste.

13. Was raten Sie Menschen, die in einer ähnlichen Situation sind, wie Sie vor 2 Jahren?

Ich würde beim kleinsten Verdacht auf Borreliose - selbst wenn es nur eine eigene Vorahnung ist - zum Facharzt gehen und das einmal gründlich überprüfen lassen. Leider wird diese Krankheit von der Schulmedizin nicht ausreichend beachtet. Viele Ärzte wissen viel zu wenig über Borreliose und können durch falsche Behandlung die Krankheit deutlich verschlimmern - wie in meinem Fall. Umso eher eine Borreliose erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Ein weiteres Problem ist, dass die Krankenkassen vieles nicht übernehmen und man auch bei den Tests viel selbst bezahlen muss.